
„Unterwegs entspannen, lesen, arbeiten“ – Busse und Bahnen
Viele Millionen Menschen fahren jedes Jahr mit Bus und Bahn: Vor der Corona-Pandemie veröffentlicht das Statistische Bundesamt regelmäßig neue Fahrgastrekorde für Busse und Bahnen im Nah- und Fernverkehr. Fast 11,6 Milliarden Mal waren Fahrgäste im Jahr 2018 im Liniennah- und -fernverkehr mit Bussen und Bahnen in Deutschland unterwegs, damit hatte sich das Fahrgastaufkommen innerhalb von 14 Jahren um fast 15 % erhöht. Ab dem Jahr 2020 mussten die Menschen wegen der Pandemie ihr Mobilitätsverhalten zwangsläufig ändern, die Fahrgastzahlen im Linienverkehr brachen ein. Doch mittlerweile erholen sich die Zahlen wieder: Im Jahr 2023 erreichte das Fahrgastaufkommen bundesweit 10,9 Milliarden Fahrgäste – ein Plus von 7 % gegenüber dem Vorjahr.
Nicht bahnspezifisch: „Verzögerungen im Betriebsablauf“
Zugegeben: Zugverspätungen und Zugausfälle können sehr ärgerlich sein, vor allem bei schlechtem Wetter und wenn man keine Zeit und Besseres zu tun hat – im Grunde also immer. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das „dicke Fell“, das die Nutzerinnen und Nutzer von Bussen und Bahnen mitunter benötigen (wegen technischer Defekte, „Verzögerungen im Betriebsablauf“, „Laub auf den Gleisen“, Streiks usw.), müssen Autofahrerinnen und Autofahrer ebenfalls unter Beweis stellen – viele von ihnen tagein tagaus, etwa wenn sie beim täglichen Berufspendeln im kilometerlangen Stau stehen (wegen des hohen Verkehrsaufkommens, Baustellen, Unfällen usw.). So wissen wir aufgrund der Global Traffic Scorecard 2022 des Forschungsunternehmens Inrix, dass Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland im Jahr 2022 durchschnittlich 40 Stunden im Stau standen – hochgerechnet auf 53 Jahre automobiles Leben sind das immerhin 2.120 Stunden bzw. rund ein Vierteljahr.
Störungen im Betriebsablauf sind keineswegs bahnspezifisch: Alle wichtigen Infrastruktursysteme des Mobilitätssektors stoßen vielerorts an ihre Grenzen – im Schienen-, Straßen- und Luftverkehr.
26.04.2024
Wegen des gelegentlichen Frusts über die Bahn aufgrund von Verspätungen oder Zugausfällen geraten die Vorteile der Verkehrsmittel „Bus und Bahn“ mitunter aus dem Blick. So lässt sich die Fahrzeit in Bussen und Bahnen – im Gegensatz zu Autofahrten – prima nutzen, um unterwegs zu entspannen, zu lesen oder zu arbeiten. Außerdem sind Busse und Bahnen des Nahverkehrs oftmals günstiger als ein eigenes Auto, wenn man eine Vollkostenrechnung aufmacht (beim Auto kostet jeder gefahrene Kilometer zwischen 30 und 40 Cent). Ferner sind vor allem in städtischen Gebieten die Verbindungen und Taktungen sehr kundenfreundlich, in Ballungsräumen sind Züge sowie S-, U- und Straßenbahnen häufig schneller als der Pkw, und mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr ist man auch deutlich umweltfreundlicher unterwegs: Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) verursachen sie zwischen 31 und 93 Gramm CO2 pro Personenkilometer, beim Pkw dagegen sind es durchschnittlich 166 Gramm. Schließlich zählt die Bahn zu den sichersten Verkehrsmitteln: Die Gefahr, bei einem Unfall verletzt zu werden, ist im Auto 164-mal höher als bei der Bahn.

Vor allem in städtischen Gebieten sind die Verbindungen und Taktungen von Linienbussen sowie S-, U- und Straßenbahnen sehr kundenfreundlich.
Umweltvergleich der Verkehrsmittel
Sehr zu empfehlen ist zunächst die neue, ausgesprochen gut gemachte Website des SPNV Klimaboard NRW. Diese Internetpräsenz ist ein zeitgemäßes Informationsangebot der Initiative Fokus Bahn NRW. Neben Infos zu den Umweltauswirkungen des Bahnverkehrs bietet die Website spannende Meldungen und ein Dashboard mit vielfältigen Daten rund ums Bahnfahren.
Wie die Umweltbilanz der verschiedenen Verkehrsträger im Detail aussieht, zeigt eine Veröffentlichung der Allianz pro Schiene: Sie legte im Juli 2018 für Deutschland einen Umweltvergleich zwischen Flieger, Pkw, Bus und Eisenbahn vor, bei dem Treibhausgas-Emissionen, Energieverbrauch und Stickoxid-Ausstoß im Fokus standen. Für diesen Vergleich der Verkehrsmittel stützte sich die Allianz pro Schiene auf Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zu den durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr im Jahr 2017; die Bezugsgröße für die Emissionen war in allen Kategorien die Verkehrsleistung, gemessen in Personen- und Tonnenkilometern.
Im Nahverkehr ist die Eisenbahn laut der Untersuchung aus 2018 in allen Kategorien sehr viel umweltfreundlicher als der Pkw: Bei den Treibhausgasen ist der Pkw zweimal so CO2-intensiv, beim Energieverbrauch schneidet der Zug um den Faktor 2,5 besser ab. Bei den Stickoxid-Emissionen ist der Eisenbahnverkehr zweitbestes Verkehrsmittel – hinter den U-Bahnen und Straßenbahnen, die schon damals zu 100 % elektrisch unterwegs waren.

Im Personen-Nahverkehr sind Busse und Bahnen in allen Kategorien deutlich umweltfreundlicher als der Pkw.
Im Fernverkehr ist das Flugzeug in den Kategorien Treibhausgase, Energieverbrauch und Stickoxid-Ausstoß das mit Abstand umweltschädlichste Verkehrsmittel. An zweiter Stelle folgt der Pkw, während im Straßenverkehr der Bus die geringsten Umweltwirkungen verzeichnet. Wegen des hohen Ökostrom-Anteils im Bahnstrommix ist jedoch die Deutsche Bahn im Fernverkehr deutlich umweltschonender als der Reisebus. Wobei hier ergänzt werden muss: Aufgrund der Förderung von alternativen Antrieben durch den Bund und das Land NRW steigt auch die Zahl der Elektrobusflotten zusehends. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich der Umweltvergleich der Verkehrsmittel künftig entwickelt.

Im Fernverkehr ist die Bahn bei den Treibhausgas-Emissionen um den Faktor 22 und bei den Stickoxiden um den Faktor 26 umweltfreundlicher als das Flugzeug.
Kostenvergleich und Zeitaufwand der Verkehrsmittel
Bei der Wahl des Verkehrsmittels spielen bei vielen Menschen natürlich nicht nur die Umweltauswirkungen eine Rolle: Auch die Kosten für eine bestimmte Wegstrecke sind ein wichtiges Entscheidungskriterium – wobei die Vollkosten des Autofahrens von Autobesitzerinnen und Autobesitzern laut einer Studie des Forschungsinstituts forsa um etwa die Hälfte (52 %) unterschätzt werden. Wie der Kostenvergleich Auto vs. Bus & Bahn ganz konkret aussieht, zeigt eine größere Vergleichsstudie, deren Resultate t-online.de im Sommer 2019 veröffentlichte. Für diese Untersuchung waren fünf Idealtypen gebildet worden, die allesamt in einer Großstadt leben: ein Single ohne/mit Auto, eine vierköpfige Familie ohne/mit einem Auto und eine vierköpfige Familie mit zwei Autos. Das Ergebnis der Studie war überaus eindeutig:
Egal in welcher Konstellation – ein eigenes Auto ist teurer als Bus und Bahn. Ob Single oder Familie: Wer aufs Auto verzichtet, fährt in einer Großstadt günstiger – trotz Mietwagen für Urlaube und Ausflüge.
30.04.2024
Auch die Zeit, die man für eine Fahrt von A nach B benötigt, spielt bei der Wahl des Verkehrsmittels oft eine große Rolle. Deshalb hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) nicht nur den CO2-Ausstoß (und die Kosten) verschiedener Verkehrsmittel, sondern auch den Zeitaufwand von Tür zu Tür unter anderem für die exemplarische Langstrecke Berlin-Frankfurt (jeweils Stadtzentrum) berechnet – mit einem überraschenden Ergebnis: Die Bahn schneidet mit 4:19 Stunden am besten ab, das Auto ist mit 5:04 Stunden eine Dreiviertelstunde länger unterwegs; das Flugzeug kann auf der Strecke Berlin-Frankfurt seinen vermeintlichen Zeitvorteil nicht ausspielen, denn von Tür zu Tür benötigen Flugreisende 5:10 Stunden – damit sind sie sogar etwas länger unterwegs als Autofahrerinnen und Autofahrer. Für den Stadtverkehr wiederum hat das Umweltbundesamt einen Wegevergleich von Tür zu Tür veröffentlicht. Demnach ist man im innerstädtischen Verkehr bei Entfernungen bis zu 5 Kilometern mit dem Fahrrad oder E-Bike schneller unterwegs als mit dem Bus, der Bahn oder dem Auto.

Beim Vergleich der verschiedenen Verkehrsmittel im Fernverkehr schneidet die Bahn auch beim Zeitaufwand besser ab als das Auto und das Flugzeug.
Tipps für die Nutzung von Bus und Bahn
- Zu Tickets und Echtzeitinfos für NRW und Deutschland gibt es zwei Tipps. Auf mobil.nrw können Sie Tickets für den gesamten Nahverkehr in NRW kaufen. Zudem gibt es auf dieser Website, an der auch das nordrhein-westfälische Umweltministerium beteiligt ist, viele hilfreiche Infos in Echtzeit. Mit der App „DB Navigator“ wiederum können Sie Bahntickets und Tickets vieler Verkehrsverbünde bis kurz vor der Abfahrt buchen. Außerdem haben Sie mit der App die realen Fahrzeiten der Züge immer im Blick (zumindest die der Deutschen Bahn).
- Mit dem Deutschlandticket können Sie für 58 Euro im Monat in allen öffentlichen Verkehrsmitteln des Nah- und Regionalverkehrs fahren (Regionalzüge (RB/RE), S- und U-Bahnen, Straßen- bzw. Stadtbahnen sowie Stadt- bzw. Überlandbusse und auch Nahverkehrsfähren). Ergänzend dazu gibt es in Nordrhein-Westfalen mit eezy.nrw einen elektronischen Tarif, den Sie mithilfe einer Smartphone-App nutzen können: Hier wird der Preis für die zurückgelegte Strecke auf Basis der Luftlinie zwischen Start und Ziel berechnet, Tarifgrenzen spielen keine Rolle mehr.
- Wer regelmäßig im Fernverkehr unterwegs ist, sollte den Erwerb einer BahnCard in Betracht ziehen.
- Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bieten ihren Beschäftigten ein regionales Jobticket oder auch das Deutschlandticket als Jobticket an. Sprechen Sie das Thema an, der Abschluss ist oft unkompliziert möglich.
- Im Fall von Zugverspätungen haben Sie verschiedene Fahrgastrechte, die Sie wahrnehmen können; hierunter fallen selbstverständlich auch Entschädigungszahlungen. In Nordrhein-Westfalen greift darüber hinaus die Mobilitätsgarantie NRW, eine freiwillige Serviceleistung der nordrhein-westfälischen Verkehrsunternehmen.
- Üben Sie vor allem auch mit Kindern das Bus- und Bahnfahren: Positive Familienerlebnisse können die Basis schaffen für eine langfristige Bindung an umweltfreundliche Verkehrsmittel, denn „in der Kindheit wird das Fundament für das spätere und lebenslange Mobilitätsverhalten gelegt“.
Viele weitere, ausgesprochen gute Tipps zum Reisen mit Bus und Bahn finden sich auf der Themenseite „Mit Bus und Bahn sicherer und umweltfreundlicher unterwegs“ des Umweltbundesamtes.
Autor: Tom Küster (NRW.Energy4Climate)
veröffentlicht am: 13. Februar 2025
zuletzt aktualisiert am: 12. Februar 2025
Quellen Links
- Pressemitteilung „INRIX Traffic Scorecard: Deutsche Autofahrer:innen stehen 2022 durchschnittlich 40 Stunden im Stau“ des Forschungsunternehmens Inrix vom 10.01.2023
- News „ÖPNV vs. MIV: Autokosten werden unterschätzt“ auf der Website der Initiative „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV NRW)
- Themenseite „Mit Bus und Bahn sicherer und umweltfreundlicher unterwegs“ vom 19.07.2023 auf der Website des Umweltbundesamtes (UBA)
- Pressemitteilung „Ferienstart: Im Umweltvergleich liegt die Bahn vorn“ der Allianz pro Schiene e.V. vom 10.07.2018
- Beitrag „Der wahre Preis des Autofahrens“ vom 11.05.2022 in „Fazit – das Wirtschaftsblog“ der F.A.Z. online
- Artikel „Bus und Bahn günstiger – Exklusive Studie: Für viele lohnt sich ein Auto nicht“ vom 29.10.2019 auf t-online
- Artikel „Verkehrsmittel im Vergleich“ vom 01.01.2018 auf der Website des Verkehrsclubs Deutschland (VCD)
- Diagramm „Wegevergleich: von Tür zu Tür im Stadtverkehr“ auf der Website des Umweltbundesamtes (UBA)
- Themenseite „Reisen mit Bahn und Fahrrad“ auf der Website der Deutschen Bahn
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