
„Biking boomt“ – Fahrrad und E-Bike
Das Fahrrad ist im städtischen Straßenverkehr auf vielen Strecken das schnellste Verkehrsmittel. Außerdem sind die Kosten im Vergleich zu einem Pkw selbst für ein gut gewartetes Fahrrad gering. Das Radeln fördert die Gesundheit, es macht Spaß und schont die Umwelt. Auch entfällt beim Fahrrad die leidige Parkplatzsuche, und das Abstellen des „Drahtesels“ ist – anders als beim Auto – grundsätzlich gebührenfrei. Gute Gründe, (sich) auf das Fahrrad zu setzen.
„Fahrrad-Boom“ in Deutschland
Die zahlreichen Vorteile des Fahrradfahrens sind so überzeugend, dass sich immer mehr Menschen aufs Rad schwingen – nicht nur, um sich in ihrer Freizeit zu bewegen, sondern beispielsweise auch, um Einkäufe zu erledigen oder zur Arbeit zu fahren. Das Statistische Bundesamt sprach bereits im Vor-Corona-Jahr 2019 von einem „Fahrrad-Boom“ und sieht einen „anhaltenden Trend zum Radfahren“, den der „Fahrrad-Monitor Deutschland 2023“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit Zahlen hinterlegt: Demnach fahren 22 % der Erwerbstätigen regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit, „39 % der Deutschen zwischen 14 und 69 Jahren nutzen das Fahrrad bzw. Pedelec regelmäßig“, das heißt mehrmals pro Woche oder sogar täglich. Damit bewegt sich die Nutzung des Fahrrads auf konstantem, relativ hohem Niveau, denn 2020 belief sich der Anteil auf 40 %.
Dieser Fahrrad-Boom hat auch dem Lastenrad („Cargo-Bike“) ein Comeback beschert – wahlweise gibt es auch die Variante mit Elektromotor, das „E-Cargo-Bike“. Dabei lässt die Vielfalt der Bauarten keine Wünsche offen: Es gibt das Lastenfahrrad mit Ladefläche oder Kasten vorn („Long John“), das Transportrad mit dem langen Gepäckträger („Backpacker“), das Lasten-Dreirad mit zwei Rädern vorn und viele weitere Modelle etwa für Handwerksbetriebe, Kurier- und Lieferdienste und das Befördern von Kindern.

Lastenfahrräder, einst vom Verbrennungsmotor verdrängt, gehören seit ein paar Jahren wieder zum Stadtbild – mit und ohne Elektromotor.
„Miet me!“ – Leih-, Miet- und Leasingräder
Selbst ohne eigenes Rad können die Menschen in vielen Städten einen „Drahtesel“ nutzen, da es mittlerweile verschiedene Anbieter von Leihfahrrädern gibt. So bietet die Deutsche Bahn mit „Call a bike“ in 80 deutschen Städten und Kommunen Leihräder an, die Kundinnen und Kunden via Smartphone buchen können; dabei kooperiert die DB in vielen Städten mit namhaften Partnern. Das 2004 in Leipzig gegründete und 2021 von TIER Mobility übernommene Unternehmen nextbike by TIER betreibt in „über 300 Städten weltweit“ öffentliche Fahrradverleihsysteme („Bike Sharing“), Nutzerinnen und Nutzer können via App Fahrräder ausleihen; hierbei gibt es auch regionale Ableger wie etwa metropolradruhr („Bike-Sharing im Ruhrgebiet“) oder KVB-Rad („Bike-Sharing in Köln“). Und auch ausländische Unternehmen tummeln sich auf dem bundesweiten Markt der Leihfahrräder, auf dem man schon für wenige Euro pro Tag ein Rad ausleihen kann.
Doch nicht nur Leihfahrräder, auch Mieträder sind mittlerweile in vielen deutschen Städten zu finden: Das Geschäftsmodell eines niederländischen Anbieters zum Beispiel basiert auf der Idee, Räder über längere Zeiträume gegen einen festen Monatsbeitrag per Abo zu vermieten. Die monatlichen Gebühren für die Fahrräder variieren je nach Modell, liegen aber meist unter 20 Euro – für E-Bikes fallen höhere Kosten an; Reparaturen sind jedoch inklusive. Wer sich also mittelfristig kein eigenes hochwertiges Fahrrad anschaffen will und dennoch klimafreundlich unterwegs sein möchte, muss seinen Drahtesel nicht mehr – vergleichsweise teuer – täglich mieten, sondern kann sein Fahrrad auch mittel- bis langfristig abonnieren. Andere Unternehmen bieten das Dienstrad als umweltfreundliche Alternative zum Dienstwagen an – mitunter in zwei Varianten des Fahrrad- und E-Bike-Leasings: als Gehaltsplus und über eine Gehaltsumwandlung.
„Hier kommt etwas ins Rollen“: fahrradfreundliche Arbeitgeber
Das Stichwort „Dienstrad“ führt uns zum Thema „fahrradfreundlicher Arbeitgeber“. Das Ziel dieser gemeinsamen Initiative des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und der EU ist die Radverkehrsförderung in Unternehmen in Deutschland: Betriebe, aber auch Verwaltungen werden vom ADFC dabei unterstützt, fahrradfreundlicher zu werden und die Zertifizierung zum „Fahrradfreundlichen Arbeitgeber“ zu durchlaufen. Bisher haben sich bundesweit über 320 Arbeitgeber vom ADFC zertifizieren lassen, davon allein 102 in Nordrhein-Westfalen, unter ihnen der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), das Landesamt für Besoldung und Versorgung (LBV), das Finanzministerium (FM) und das Umweltministerium (MUNV) des Landes NRW. Diese „Vorradlerrolle“ wird auch durch das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen (FaNaG) unterstrichen. In der Präambel erfahren wir mehr über das Ziel des FaNaG: „Ziel dieses Gesetzes ist die Verbesserung des Radverkehrs und anderer Formen der Nahmobilität im Land Nordrhein-Westfalen und damit einen Beitrag für eine insgesamt nachhaltige Mobilität zu leisten. Landesweit soll [...] ein Radverkehrsanteil von 25 Prozent im Modalsplit der Wege erreicht werden.“ Hierbei nimmt das Land laut §27 des FaNaG eine Vorbildfunktion wahr und „ergreift geeignete Maßnahmen, um seine Dienststellen fahrradfreundlicher zu gestalten“.

Weil es mittlerweile verschiedene Anbieter von Leihrädern gibt, ist man in vielen Städten auch ohne eigenen Drahtesel emissionsfrei unterwegs.
„Auf der Überholspur“: E-Bike, Pedelec und E-Cargo-Bike
Doch nicht nur das klassische Fahrrad erfreut sich wachsender Beliebtheit: Für den deutschlandweiten Fahrrad-Boom sorgen in erster Linie E-Bikes und Pedelecs („Pedal Electric Cycle“) – Elektrofahrräder, bei denen ein Pedaldruck des Fahrers nicht erforderlich ist, um den Elektroantrieb zuzuschalten (E-Bike), oder bei denen der Fahrer nur dann von einem Elektromotor unterstützt wird, wenn er in die Pedale tritt (Pedelec). Viele Menschen verstehen unter „E-Bikes“ auch Pedelecs; daher sind auch hier der besseren Verständlichkeit wegen bei den E-Bikes die Pedelecs mitgemeint.
Noch 2013 war die Anzahl der Pedelecs in Deutschland so niedrig, dass sie vom Statistischen Bundesamt (Destatis) nicht einmal ausgewiesen wurde. Im Jahr 2023 dagegen rollten laut Verband ZIV – Die Fahrradindustrie bereits etwa 11 Millionen Pedelecs auf deutschen Straßen. Laut einer europaweiten Studie des Beratungsunternehmens EY, aus der ZEIT online zitiert, machten Elektroräder in Deutschland schon 2022 über 80 % des Umsatzes der Fahrradwirtschaft aus.
Aus Klimaschutzsicht erscheinen mit Blick auf E-Bikes zwei Hinweise wichtig. Zum einen sind Elektrofahrräder nicht per se klimaschonend; sie sind nur dann eine umweltfreundliche Form der Mobilität, wenn sie Autofahrten ersetzen. Während E-Bikes laut Umweltbundesamt (UBA) im Schnitt nur 3 Gramm CO2 pro Personenkilometer (Pkm) verursachen (und die CO2-Bilanz bei muskelbetriebenen Fahrrädern 0 Gramm pro Pkm beträgt), sind es beim Benziner beim aktuellen Strommix durchschnittlich 166 Gramm. Zum anderen empfiehlt es sich – im Grunde immer, aber vor allem – bei der Anschaffung neuer Stromverbraucher, über den Bezug von anspruchsvoll zertifiziertem Ökostrom nachzudenken, um CO2-Emissionen durch das E-Bike zu vermeiden.

Das Rad ist auch für das Pendeln zur Arbeit bestens geeignet.
Professionelle Biking-Community
Der anhaltende deutschlandweite Fahrrad-Boom deutet es bereits an: In Deutschland hat sich für das Radfahren („Biking“) in den letzten Jahren eine professionelle Community entwickelt, die keine Wünsche offenlässt. Diese Biking-Community umfasst neben innovativen Herstellern und etablierten Händlern unter anderem regelmäßig erscheinende Fachmagazine, informative Websites und spannende Blogs. Daher seien an dieser Stelle drei ausgewählte Veröffentlichungen der Biking-Community vorgestellt.
Diese Internetpräsenz der internetstores GmbH in Stuttgart bietet vielfältige News und Infos über das Radfahren. Wer sich von der etwas unübersichtlichen Startseite nicht abschrecken lässt, kann in einem großen Wissensfundus stöbern. Besonders hervorzuheben sind die Blogwahlen des Jahres, die die Macherinnen und Macher dieser Website seit 2015 in verschiedenen Kategorien durchführen. Zu den Wettbewerbskategorien zählen unter anderem „Radreise & Bikepacking“, „Allrounder“ und „Mountainbike“. Da die Website nicht nur die fünf Gewinnerinnen und Gewinner je Kategorie, sondern alle Finalisten aufführt und diese sogar archiviert, finden Interessierte hier die Links zu einer Vielzahl von spannenden Blogs der letzten Jahre zu jedem erdenklichen Spezialthema des Fahrradfahrens.
Mit 20 Millionen Nutzerinnen und Nutzern ist das Angebot der Potsdamer komoot GmbH eine der führenden Dienste für Outdoor-Entdeckungen mit dem Rad (oder zu Fuß). Laut Wikipedia ist Komoot im Grunde „ein Routenplaner, eine Navigations-App, ein Tourenverzeichnis und ein soziales Netzwerk für Outdoor-Aktivitäten“. Komoot bietet die Möglichkeit, Touren vorab auf dem PC oder Smartphone zu planen. Mithilfe des hinterlegten Kartenmaterials schlägt die Anwendung einen Routenvorschlag vor, der sich individuell anpassen lässt. Anschließend generiert die Software einen Streckenverlauf und ein Höhenprofil, sie prognostiziert die Dauer der Tour und stellt die Tourdaten für die Weiterverwendung durch GPS-gestützte Navigationsgeräte zur Verfügung.
Passionierte Radfahrer und Radfahrerinnen können aber auch auf andere, spezialisierte und mehr oder weniger ausgereifte Websites und Apps für Tourenplanungen zurückgreifen (bei der Auswahl ist zum Beispiel der Vergleichstest von Juli 2023 behilflich). So hat das nordrhein-westfälische Umweltministerium (MUNV) schon vor über 20 Jahren den Radroutenplaner NRW online gestellt. Weltweit sehr bekannt ist natürlich Google Maps; darüber hinaus gibt es bspw. noch die Apps Bike Citizens (für Stadtmenschen), Outdooractive (mit tollem Touren-Portal), Naviki (mit speziellen Routen für Freizeit und Sport), Locus Map (für entlegene Gebiete), Maps 3D Pro (speziell fürs Mountainbiking), Strava (mit einem stark ausgeprägten Community-Gedanken) und Map My Ride (inklusive Fitness-Tracker).
Zahlreiche Radtouren in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich und vielen weiteren Ländern – mit „bikeline“ bietet der Verlag Esterbauer eine umfangreiche Reihe von erstklassig recherchierten Radtourenbüchern. Laut Verlag wurde jeder beschriebene Meter von einem der Redakteurinnen und Redakteure vor Ort abgefahren und auf seine Fahrradtauglichkeit geprüft. In den Textteilen der Tourenbücher finden sich präzise Streckenbeschreibungen, touristische Informationen, Übernachtungsverzeichnisse usw., und auf die speziellen Bedürfnisse des Radfahrens abgestimmte, exakte Landkarten gewährleisten die Orientierung: Die Karten informieren über Straßenbelag, Streckenlänge, Höhenprofile und vieles mehr (Claim: „Einfachste Handhabung bei maximalem Informationsgehalt“). Ein besonderes Merkmal der bikeline-Tourenbücher ist das Querformat 22 x 12 cm, ideal geeignet für die Lenkertasche.
Eine beispielhafte Mitmachaktion
STADTRADELN – Radeln für ein gutes Klima ist „ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen“. Dabei ist es egal, ob man bereits jeden Tag fährt oder vorher eher selten mit dem Rad unterwegs war. Jeder Kilometer zählt – vor allem dann, wenn man ihn sonst mit dem Auto zurückgelegt hätte. Um auf die Bedürfnisse der Radfahrerinnen und Radfahrer aufmerksam zu machen, richtet sich das STADTRADELN auch an Kommunalpolitikerinnen und -politiker: „Sie sind die Entscheidungsträger:innen, wenn es um die Radinfrastruktur und damit [um] praktischen Klimaschutz vor Ort geht. Während der Aktion nehmen sie selbst die Lenkerperspektive ein und erfahren, wo die Kommune schon fahrradfreundlich ist und wo noch nachgebessert werden muss.“
Autor: Tom Küster (NRW.Energy4Climate)
veröffentlicht am: 13. Februar 2025
zuletzt aktualisiert am: 12. Februar 2025
Quellen Links
- Studie „Fahrrad-Monitor 2023 – Ergebnisse einer repräsentativen Online-Befragung, Kurzfassung“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr vom 24.11.2023
- Präsentation zur Pressekonferenz „Marktdaten Fahrräder und E-Bikes 2023“ des Verbandes ZIV – Die Fahrradindustrie in Kooperation mit dem VSF – Verbund Service und Fahrrad vom 13.03.2024
- Website „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC)
- Artikel „E-Bikes im Test – Gute City-E-Bikes ab 2.600 Euro“ inklusive Testtabelle vom 25.05.2023 auf der Website der Stiftung Warentest
- Einkaufsratgeber „E-Bike & Pedelec – Auswahl, Kauf, Technik und Wartung“ der Stiftung Warentest vom 16.11.2021 (176 Seiten, 19,90 €)
- Informationen zur Förderung von Lastenfahrrädern im Rahmen des Förderprogramms progres.nrw, Programmbereich „Emissionsarme Mobilität“ auf der Webseite der Bezirksregierung Arnsberg
- Artikel „Fahrradversicherungen im Vergleich – Günstiger Schutz für Rad und E-Bike“ vom 01.11.2023 auf der Website der Stiftung Warentest
- Website „STADTRADELN – Radeln für ein gutes Klima“
- Website „Radroutenplaner NRW” des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) des Landes NRW
- Online-Tool „Bike-O-Mat“ vom 27.03.2024 auf ZEIT online
"Social Media"-Einstellungen
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an die nachfolgenden Dienste übertragen und dort gespeichert:
Facebook, X/Twitter, Youtube, Pinterest, Instagram, Flickr, Vimeo
Bitte beachten Sie unsere Informationen und Hinweise zum Datenschutz und zur Netiquette bevor Sie die einzelnen Sozialen Medien aktivieren.
Datenfeeds von sozialen Netzwerken dauerhaft aktivieren und Datenübertragung zustimmen: