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Klimagerechtes Verhalten in der Landesverwaltung

Mobilität

ein Strom tankendes weißes Elektroauto, im Hintergrund eine Solaranlage

„Zeit, dass sich was dreht“

SUV, Cargo-Bike, Deutschlandticket, Flugscham – auch mit Blick auf verschiedene Mobilitätsformen kennt unsere Sprache seit einigen Jahren neue Begriffe. Doch wie sehr wandelt sich die Mobilität auf den Straßen und in den Städten wirklich? Ändert sich angesichts der enormen Vollkosten des Autofahrens und neuer Formen der Mobilität tatsächlich das Verhalten der Menschen? Und wirkt sich dies möglicherweise bereits auf den durchschnittlichen, durch die Mobilität pro Kopf verursachten CO2-Fußabdruck und auf den gesamten CO2-Ausstoß des deutschen Verkehrsbereichs aus?

Im Jahr 2023 war der deutsche Verkehrssektor nach jüngsten Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) für Treibhausgas-Emissionen in Höhe von 145 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich, das entsprach fast 22 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands. Damit bewegten sich die Emissionen des Verkehrsbereichs zwar auf einem niedrigeren Niveau als 1990 (164 Mio. t), ihr Anteil am gesamten CO2-Ausstoß ist jedoch deutlich gestiegen – von 15,7 % im Jahr 1990 auf 21,6 % im Jahr 2023.

Der Verkehrssektor, das Sorgenkind der Energiewende 

Wie ist das möglich? Die vielfältigen Klimaschutzanstrengungen machen sich durch stark reduzierte Treibhausgas-Emissionen in fast allen Sektoren bemerkbar. So sanken zum Beispiel die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft von 2010 bis 2023 um rund 21 % und in der Industrie und im Gebäudebereich um jeweils 7 %. Der Verkehrssektor folgt mit Abstand: Seine Emissionen nahmen innerhalb von 13 Jahren um 1,7 % und damit vergleichsweise wenig ab. (Schlusslicht ist die Landwirtschaft mit einem Minus von 1,4 %.) In der Folge ist der Anteil des Verkehrsbereichs an den Gesamtemissionen deutlich gestiegen – und gerade der Verkehr verfehlte wiederholt die Ziele des deutschen Klimaschutzgesetzes, zuletzt um 13 Mio. Tonnen CO2eq im Jahr 2023. Deshalb ist der Verkehrssektor das größte Sorgenkind der Energiewende in Deutschland. Dies unterstreichen auch die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen der Mobilität, die 21 % der gesamten jährlichen Pro-Kopf-Emissionen ausmachen – fast so viel wie der Bereich „Wohnen“ (23 %):
 

Zitat:
Der durch die Mobilität pro Kopf und Jahr durchschnittlich verursachte CO2-Fußabdruck verharrt mit 2,1 Tonnen auf hohem Niveau – das ist fast genau so viel, wie eine Person statistisch gesehen durch das Wohnen emittiert (2,3 t CO2eq/Jahr).

12.02.2025

 

eine volle dreispurige Autobahn in der Abenddämmerung


Vor allem der Verkehrssektor verfehlte in den vergangenen Jahren wiederholt die Ziele des deutschen Klimaschutzgesetzes.
 

Das Auto, das dominierende Verkehrsmittel

In diesem Zusammenhang liefert die Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ des damaligen Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wichtige Erkenntnisse (die Nachfolgestudie des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr soll im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden). Für diese Untersuchung haben Personen aus insgesamt mehr als 155.000 Haushalten über ihr Mobilitätsverhalten berichtet. Demnach bleibt das Auto mit drei Vierteln der zurückgelegten Personenkilometer das klar dominierende Verkehrsmittel in Deutschland – auch wenn der öffentliche Verkehr mit Bus und Bahn seinen Anteil von 15 % im Jahr 2008 auf 19 % im Jahr 2017 steigern konnte.

Bei den Anteilen der einzelnen Verkehrsmittel an allen Wegen waren zwischen 2002 und 2017 noch geringere Veränderungen als bei den Personenkilometern zu beobachten – denn innerhalb von 15 Jahren gab es nur geringfügige Verschiebungen beim Mobilitätsverhalten (vgl. das folgende Diagramm). So veränderten sich die Anteile des motorisierten Individualverkehrs (MIV) zwischen 2002 und 2017 nur wenig: Der Anteil der MIV-Fahrerinnen und MIV-Fahrer ging von 44 % auf 43 % leicht zurück, der Anteil der MIV-Mitfahrer von 16 % auf 14 %. Das Fahrrad konnte seinen Anteil an allen Wegen nur geringfügig erhöhen, von 9 % (2002) auf 11 % (2017); der Anteil des ÖPNV stieg – ebenfalls leicht – von 8 % auf 10 %.
 

ein Tortendiagramm, das die leichten, im Text beschriebenen Verschiebungen der Verkehrsmittelwahl im Zeitraum 2002-2017 illustriert


Die Wahl der Verkehrsmittel von 2002 bis 2017: Bei den Anteilen der verschiedenen Verkehrsmittel an allen Wegen gab es innerhalb von 15 Jahren nur sehr geringfügige Veränderungen (Quelle: BMVI 2018).
 

Das Mobilitätsverhalten, ein Spiegelbild des Selbstverständnisses

Diese Zahlen spiegeln sich auch im Selbstverständnis der Menschen wider: Knapp die Hälfte (49 %) der Bürgerinnen und Bürger, die für den „Fahrrad-Monitor 2023“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr repräsentativ befragt wurden, sehen sich mit Blick auf die verschiedenen Verkehrsmittel am ehesten als Autofahrerin oder Autofahrer. Jüngere Menschen sind von dieser Vorliebe nicht ausgenommen, auch wenn der Tenor der Medien noch vor wenigen Jahren lautete, das Auto sei für junge Deutsche kein Statussymbol mehr: In einer weltweiten Studie des internationalen Automobilclub-Dachverbandes FIA, aus der ZEIT online zitiert, erklärten jüngst 45 % der in Deutschland Befragten zwischen 16 und 25 Jahren, dass der Besitz eines eigenen Autos ein wichtiges Lebensziel sei. Offenbar haben Eltern auch bei der Mobilität eine Vorbildfunktion für ihre Kinder: „In der Kindheit wird das Fundament für das spätere und lebenslange Mobilitätsverhalten gelegt“
 

zwei silberfarbene Elektro-SUV des Modells "Discovery" an einer Ladestation


Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt: Neue und klimafreundliche Formen der Mobilität bringen Bewegung in den Verkehrssektor.
 

Die Mobilität, ein Sektor in Bewegung

Und dennoch: In den Mobilitätssektor scheint gerade in den letzten Jahren Bewegung gekommen zu sein. Deutschland erlebt seit etwa fünf Jahren einen „Fahrrad-Boom“ und hier vor allem einen „E-Bike-Boom“. Immer mehr Menschen nutzen den ÖPNV: Im Jahr 2023 waren in Deutschland im Linienverkehr 7 % mehr Fahrgäste mit Bussen und Bahnen unterwegs als im Vorjahr. Die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in Deutschland stieg innerhalb von nur fünf Jahren um das Zwanzigfache: von rund 26.000 (2018) auf über 524.000 (2023). Und auch der innerdeutsche Luftverkehr verändert sich: Hier war die Zahl der Passagiere im Jahr 2024 um fast die Hälfte (- 48,5 %) niedriger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Das alles sind gute Nachrichten für den Klimaschutz. Carsharing-Autos und Elektrofahrzeuge, E-Bikes und Pedelecs, Leihräder, Lastenfahrräder und E-Scooter werden zumindest im urbanen Raum der Metropolregionen immer präsenter. Doch auch in eher ländlichen Gebieten tut sich einiges: So sorgen flexible Bedienungsformen wie etwa Bürgerbusse, Taxibusse, Anruf-Sammeltaxen und „On-Demand-Angebote“ zum Beispiel der Initiativen HELMO im Kreis Soest, holmich! in Wuppertal und NEmo im Neusser Süden für mehr Mobilität. Denn diese Shuttles fahren meist nicht nach einem festen Fahrplan.
 

Zitat:
All dies sind Beispiele für die sich – langsam – wandelnde Mobilität in Zeiten der Energiewende.

04.03.2024

Der Bereich „Mobilität“, eine Serie von Fachartikeln

Von Fahrrad und E-Bike über Bussen und Bahnen bis hin zu Verbrennern, Carsharing und Elektrofahrzeugen – als dritter Themenbereich dieser Website bietet Ihnen der Bereich „Mobilität“ eine Serie von kurzen Fachartikeln zu verschiedenen klassischen und neuen, klimafreundlichen Formen der Mobilität. Diese aus Sicht des Klimaschutzes verfassten Artikel beinhalten auch Umweltbilanzen und, wenn möglich, Kostenvergleiche. Darum zitieren die Übersichtsartikel ähnlich wie diese Einstiegsseite Fakten und Zahlen („facts and figures“) aus vielfältigen Quellen. Weil nun aber gerade der Mobilitätsbereich mehr noch als die Bereiche „Strom“ und „Wärme“ von permanenten Veränderungen geprägt ist, werden wir unsere Texte regelmäßig aktualisieren. Deshalb versehen wir jeden Fachartikel mit dem Datum der Erstveröffentlichung und dem Datum der letzten Aktualisierung.

 

Autor: Tom Küster (NRW.Energy4Climate)
veröffentlicht am: 13. Februar 2025
zuletzt aktualisiert am: 12. Februar 2025