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Klimagerechtes Verhalten in der Landesverwaltung

Carsharing

drei weiße Carsharing-Autos auf eigens für sie vorgesehenen Parkplätzen

„Nutzen statt besitzen“ – Carsharing

Seriösen Prognosen zufolge gibt es in Europa derzeit 338 Millionen Autos, davon über 49 Mio. Pkw allein in Deutschland. Diese vielen Fahrzeuge werden allerdings im Schnitt nur 45 Minuten pro Tag genutzt („Stehzeuge“). Die Grundidee des Carsharing ist deshalb ebenso einfach wie weitsichtig: Wenn die Menschen Autos öfter miteinander teilen, sind insgesamt weniger Pkw auf den Straßen (und Parkplätzen) unterwegs. Doch was genau ist „Carsharing“? Laut Bundesverband Carsharing (bcs), der dieses Modell als „Teil einer ressourcenschonenden und klimaneutralen Mobilität“ fördert, besitzt man beim Carsharing ein Auto nicht selbst, sondern teilt es sich mit Anderen. (Etwas anderes ist das Ridesharing: Mitfahrdienste oder Mitfahrgelegenheiten, die zumeist von Privatpersonen im Sinne von Fahrgemeinschaften angeboten werden.)

Günstig bei Jahresfahrleistungen bis 14.000 km

Während das Modell des Carsharing auf dem Land noch nicht sehr verbreitet ist (sich aber mittlerweile auch dort entwickelt), gibt es in städtischen Gebieten bereits vielfältige Anbieter. Denn anders als konventionelle Autovermietungen erlaubt das Carsharing auch eine kurzzeitige, sogar minutenweise Anmietung eines Fahrzeugs. Daher ist das Carsharing vor allem für diejenigen eine attraktive Alternative zum eigenen Auto, die sich nicht als Vielfahrerin oder Vielfahrer sehen; hier lautet eine wichtige Faustregel: Bis zu einer jährlichen Fahrleistung von 14.000 Kilometern ist das Carsharing günstiger als ein eigenes, neu angeschafftes Auto.

Und so wächst auch die Zahl der Kundinnen und Kunden rapide: Zwischen 2011 und 2022 hat sich die Zahl der registrierten Nutzerinnen und Nutzer laut Umweltbundesamt verzwölffacht; nach Angaben des Bundesverbandes Carsharing (bcs), der als Dachverband über 200 Carsharing-Anbieter vertritt, waren am 1. Januar 2024 in Deutschland rund 5,5 Millionen Fahrberechtigte für das Carsharing registriert, das entspricht einem Zuwachs von 23,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
 

mehrere Pkw, dicht gedrängt auf einem Parkplatz


Die Grundidee des Carsharing ist einfach: Dadurch dass sich mehrere Menschen ein Auto teilen, sind auf den Straßen und Parkplätzen weniger Pkw unterwegs.
 

Vorteile des Carsharing

Die Vorzüge des Carsharing liegen auf der Hand, sowohl die Vorteile für die Nutzerinnen und Nutzer als auch die für Umwelt und Klima. Erstens ist das Carsharing sehr kostengünstig, denn die Anschaffung des eigenen Pkw entfällt ebenso wie dessen Wartung, Reparatur und Pflege sowie die Versicherung und die Steuern: All diese Positionen werden auf viele Personen verteilt, während der Unterhalt eines eigenen Autos mit mehreren Hundert Euro monatlich zu Buche schlägt.  

Zweitens bietet das „Autoteilen“ ein flexibles Angebot an Fahrzeugen für unterschiedliche Nutzungszwecke, ohne einen eigenen Pkw besitzen zu müssen: Den Carsharing-Nutzerinnen und -Nutzern steht eine Auswahl verschiedener Fahrzeugklassen zur Verfügung, so dass sie je nach Situation und Bedarf ein anderes Auto wählen können – vom kleinen Flitzer für die Stadt über den Kombi für Großeinkäufe bis hin zum Transporter zum Beispiel für Möbelstücke.

Umweltvorteile und Klimaschutz-Impact

Drittens profitieren auch die Umwelt und das Klima, nach Einschätzung des Zukunftsnetz Mobilität NRW ist das Carsharing sogar „die einzige Form der Pkw-Mobilität, die sich energie- und flächeneffizient ins klimaneutrale Verkehrssystem der Zukunft einfügt“. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt je nach örtlichen Verhältnissen vier bis teilweise mehr als zehn Fahrzeuge. Hierdurch werden bis zu 50 Meter Bordsteinkante von parkenden Autos befreit, das entspricht über 100 Quadratmetern Parkfläche. Städte und Quartiere werden demnach durch das Carsharing vom Parkdruck entlastet, wertvoller öffentlicher Raum wird zurückgewonnen. Hinzu kommt: Wenn durch das Carsharing weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind oder parken, werden von der Autoindustrie weniger Ressourcen in der Produktion eingesetzt.
 

mehrere Pkw, die dicht hintereinander am Bürgersteig parken


Jedes Carsharing-Fahrzeug kann bis zu 10 private Pkw ersetzen und 50 Meter Straßenrand von parkenden Autos befreien.
 

Neben diesen offensichtlichen Vorteilen hat das Carsharing nach Informationen des Umweltbundesamtes weitere positive Umwelteffekte. Zum einen nutzen vor allem die Kundinnen und Kunden der stationsbasierten Anbieter häufig auch die anderen Verkehrsmittel des „Umweltverbundes“ (Bus, Bahn, Taxi, Fahrrad, zu Fuß) und reduzieren auf diese Weise ihre Pkw-Fahrten. Zum anderen emittieren die modernen und überdurchschnittlich energieeffizienten Carsharing-Fahrzeuge weniger klimaschädliches CO2 pro gefahrenem Kilometer als der Durchschnitt der Privatfahrzeuge in Deutschland. All diese Umweltvorteile lassen sich tatsächlich in eine Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, den „Klimaschutz-Impact“ des Carsharing, umrechnen:
 

Zitat:
Das Freiburger Öko-Institut hat im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) eine Modellrechnung vorgenommen, nach der eine Reduzierung des Autobestandes durch das Carsharing zu einer Verringerung der Treibhausgas-Emissionen von jährlich 3,9 bis 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten führen würde.

08.05.2024

Angesichts dieser Umweltvorteile des Carsharing hat der deutsche Gesetzgeber das Gesetz zur Bevorrechtigung des Carsharing (kurz: Carsharinggesetz) erlassen, das am 5. Juli 2017 in Kraft trat; das Ziel dieses Gesetzes ist es, die klima- und umweltschädlichen Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs zu verringern.

Carsharing und Elektrofahrzeuge

Abschließend sei auf einen weiteren bemerkenswerten Aspekt zum Thema „Carsharing und Klimaschutz“ hingewiesen. Laut einer groß angelegten, länderübergreifenden Analyse des Shared-Mobility-Dienstleister Invers, aus der das Portal ecomento zitiert, ist Carsharing ein Treiber der Elektromobilität. In Deutschland waren nach Angaben des Bundesverbandes Carsharing zum Stichtag 1. Januar 2024 tatsächlich fast 18 % der Carsharing-Fahrzeuge batterieelektrisch angetrieben, während nur 2,7 % der deutschlandweit insgesamt zugelassenen Fahrzeuge einen elektrischen Antrieb hatten. Der durchschnittliche Anteil von knapp 18 % Elektroautos an der gesamten deutschlandweiten Fahrzeugflotte variiert natürlich von Stadt zu Stadt.
 

mehrere Carsharing-Elektroautos, die nebeneinander stehend geladen werden


Beim Carsharing liegt der durchschnittliche Anteil der batterieelektrisch betriebenen Fahrzeuge derzeit bei knapp 18 %.
 

Angebotsformen und Tarifmodelle

Beim klassischen stationsgebundenen Carsharing wird ein Fahrzeug an einem bestimmten Standort angemietet und nach der Fahrt auch wieder dort abgegeben. Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, ihr Fahrzeug mit einem längeren Vorlauf zu reservieren. Die Nutzung der Fahrzeuge ist beim stationsgebundenen Carsharing nicht auf ein bestimmtes Geschäftsgebiet begrenzt, selbst Fahrten ins Ausland sind möglich.

Beim stationsungebundenen Carsharing (dem „free-floating-Modell“) stehen die Fahrzeuge innerhalb eines bestimmten Geschäftsgebiets zur Verfügung, sie können von den Kundinnen und Kunden über das Smartphone geortet und gemietet werden. Wenn die Fahrt beendet ist, dürfen sie das Fahrzeug innerhalb des definierten Geschäftsgebiets an einem beliebigen Ort im öffentlichen Straßenraum wieder abstellen. Reservierungen im Voraus sind beim „free-floating-Modell“ nur für einen kurzen Zeitraum möglich. Diese Angebotsform des Carsharing ist bisher nur in ausgewählten Großstädten Deutschlands verfügbar.

Doch nicht nur bei den Angeboten, auch bei den Tarifen für die Nutzerinnen und Nutzer bietet der Carsharing-Markt verschiedene Modelle. Meist rechnen die Anbieter eine monatliche Grundgebühr sowie einen Kilometer- und einen Stundenpreis ab. All diejenigen, die zum Beispiel das Deutschlandticket nutzen, erhalten mitunter einen Rabatt auf die Monatsgebühr, etwa beim Anbieter stadtmobil. Und Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer bekommen oft andere Konditionen als Vielfahrer. Mit Blick auf diese unterschiedlichen Tarifmodelle ist es ratsam, die Kosten der jeweils vor Ort tätigen Carsharing-Anbieter miteinander zu vergleichen.
 

ein junger Mann, der an der Windschutzscheibe eines Carsharing-Autos dessen QR-Code scannt


Kundinnen und Kunden nutzen die Carsharing-Fahrzeuge via Smartphone-App, neben einer Monatsgebühr werden meist ein Kilometer- und ein Stundenpreis abgerechnet.
 

Suche nach einem Anbieter

Nach Angaben des Bundesverbandes Carsharing (bcs) gibt es deutschlandweit fast 1.100 Städte und Gemeinden mit einem Carsharing-Angebot, davon über 900 mit weniger als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Vielfältige Anbieter tummeln sich auf dem Carsharing-Markt: Wer „Carsharing-Anbieter“ in eine Internet-Suchmaschine eingibt, erhält eine Vielzahl von – durchaus relevanten – Suchergebnissen; lokale Initiativen sind dabei ebenso vertreten wie bundes- und sogar europaweit operierende Unternehmen, die den Markt für sich entdeckt haben. 

Es ist nicht einfach, sich hier einen Überblick zu verschaffen. Wer aber einen Carsharing-Anbieter in der Nähe sucht, wird dennoch schnell fündig: Durch das Verknüpfen des Suchbegriffs „Carsharing“ mit dem jeweiligen Ortsnamen in der Eingabe einer Internet-Suchmaschine lassen sich auch die kleinen Anbieter vor Ort einfach ausfindig machen.

 

Autor: Tom Küster (NRW.Energy4Climate)
veröffentlicht am: 13. Februar 2025
zuletzt aktualisiert am: 14. Februar 2025