
Umfragen belegen: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist für ein generelles Tempolimit. Bei einer Umfrage des Umweltbundesamtes (UBA) sprachen sich 42 % der Befragten für ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen aus („ja, auf jeden Fall“); weitere 22 % waren tendenziell dafür („eher ja“) – das sind zusammen 64 %. Die diesjährige Umfrage des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) kam zu einem ähnlichen Ergebnis: 55 % der ADAC-Mitglieder sind für ein generelles Tempolimit. Langfristige Tendenz: steigend. Sogar laut einer Umfrage von INSA im Auftrag der „Bild“ sprach sich eine Mehrheit von 57 % der Befragten für ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Deutschlands Autobahnen aus.
Die Mehrheiten sind also klar. Dennoch gibt es in Deutschland keine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung: Tempolimits sind bei uns ein sehr kontroverses und bisweilen emotional diskutiertes Thema. Obwohl – und das ist bemerkenswert – eine Erhebung für Fahrten mit Dienstwagen, aus der das „Fuhrpark-Blog“ von Vimcar zitiert, zeigen konnte, dass überhaupt nur 3 % aller Fahrten schneller sind als 100 km/h. Tatsächlich gibt es aber weltweit nur sehr wenige Länder, die bisher keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt haben: Medienberichten zufolge sind dies Bhutan, Burundi, Haiti, Mauretanien – und eben Deutschland.
Wer schneller fährt, braucht für eine bestimmte Strecke natürlich weniger Zeit. Doch pro 50 Kilometern Fahrstrecke entspricht der Unterschied zwischen Tempo 120 und Tempo 150 nur einem Zeitgewinn von 5 Minuten.
11.07.2024
Warum und wie stark steigt der Spritverbrauch bei höheren Geschwindigkeiten?
Rational betrachtet gibt es ausgesprochen viele Argumente für ein Tempolimit. So haben vermutlich schon viele Menschen die Erfahrung gemacht, dass schnelles Fahren den Spritverbrauch erhöht. Warum das so ist, erklärt uns die Physik: Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt der Luftwiderstand, mit ihm erhöht sich auch der Kraftaufwand für das Fortbewegen des Autos. Hier gilt allerdings eine „quadratische Faustregel“: Für die doppelte Geschwindigkeit benötigt ein Fahrzeug die vierfache Kraft zum Überwinden des Luftwiderstands. Das fordert den Motor umso mehr, der Kraftstoffverbrauch steigt – und damit auch die CO2-Emissionen.

Mit zunehmender Geschwindigkeit steigen der Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs (Bild: Pixabay/Alexas Fotos).
Wie groß sind die Effekte von Tempolimits auf Autobahnen und Außerortsstraßen?
Auch das Umweltbundesamt von Österreich bestätigt: Wesentlichen Einfluss auf den Ausstoß von Luftschadstoffen und Treibhausgasen des Straßenverkehrs haben – neben der Antriebsart und der Fahrzeuggröße – „vor allem die Geschwindigkeit und die Fahrdynamik“. Wie genau die Umweltbelastungen des Straßenverkehrs mit den gefahrenen Geschwindigkeiten zusammenhängen, untersucht das Umweltbundesamt (UBA) – ebenso wie die Frage, welchen Beitrag Geschwindigkeitsbeschränkungen („Tempolimits“) zur Reduzierung der CO2-Emissionen des Verkehrs leisten können.
Ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen und das Absenken der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften wäre nach Einschätzung des UBA „ein kurzfristig realisierbarer, kostengünstiger und wirksamer Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs“. Zudem würden durch diese Tempolimits „die Verkehrssicherheit erhöht und die Lärm- und Schadstoffemissionen gemindert“.
Doch wie groß wäre die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen, die sich durch Geschwindigkeitsbegrenzungen erreichen ließe, ganz konkret? Ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen könnte die Treibhausgas-Emissionen des deutschen Straßenverkehrs laut einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes um 4,2 % reduzieren – bezogen auf das Untersuchungsjahr 2018 entspricht dies laut UBA rund 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr.
Durch die Maßnahmen „Tempo 120“ auf Autobahnen und „Tempo 80“ auf Außerortsstraßen wäre eine jährliche Minderung von 5,1 % bzw. bis zu rund 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten gegenüber 2018 möglich – diese Menge entspricht fast dem Zweifachen der jährlichen Emissionen Düsseldorfs (4,29 Mio. Tonnen CO2eq/Jahr).
11.07.2024

Aus Umwelt- und Klimaschutzgründen empfiehlt das Umweltbundesamt „Tempo 80“ außerhalb geschlossener Ortschaften (Pixabay/hpgruesen).
Das mehrjährige Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes
Die Wirkungen von Tempolimits auf Autobahnen und Außerortsstraßen wurden in dem Forschungsprojekt „Flüssiger Verkehr für Klimaschutz und Luftreinhaltung“ analysiert, das der Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart von 2019 bis 2023 im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt hat.
Hierbei betrachtete das Forscherteam nicht nur die Minderungswirkungen aufgrund einer Verringerung der durchschnittlichen Geschwindigkeiten, sondern auch die Minderungswirkungen, die dadurch entstehen, dass Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ihre Fahrtrouten aufgrund von Tempolimits anpassen („Routenwahleffekte“) oder aufgrund der längeren Reisezeiten auf andere Verkehrsmittel umsteigen oder sogar ganz auf die Fahrt verzichten („Nachfrageeffekte“).
Quellen: Statista, ADAC, Vimcar, Energie-Lexikon, Umweltbundesamt (UBA)
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