
Dass die individuellen Treibhausgas-Emissionen mit dem Einkommen zunehmen, ist schon länger bekannt: Viele Studien belegen, dass der persönliche CO₂-Fußabdruck mit dem Einkommen größer wird. Zwei französische Wissenschaftlerinnen haben eine andere spannende Frage gestellt: Welchen Einfluss hat das Geschlecht auf die individuellen CO₂-Emissionen? Um diese Frage zu beantworten, haben Ondine Berland und Marion Leroutier in einer repräsentativen Studie das französische Mobilitäts- und das Ernährungsverhalten untersucht – die zwei Bereiche, die in Frankreich zu 50 % und in Deutschland zu knapp 40 % des CO2-Fußabdrucks beitragen.
Unterschied so groß wie zwischen „Arm und Reich“
Berland und Leroutier kommen zu einem Ergebnis, das Stoff für lebhafte Diskussionen liefern dürfte: Frauen verhalten sich deutlich klimafreundlicher als Männer, denn ihr Lebensstil verursacht rund ein Viertel (26,4 %) weniger CO2-Äquivalente. Während Männer in den Bereichen Mobilität und Ernährung durchschnittlich 5,3 Tonnen CO2eq pro Jahr emittieren, sind Frau im Schnitt für nur 3,9 t CO2eq verantwortlich. Diese Lücke zwischen den Geschlechtern („Gender Gap“) entspreche der CO2-Differenz zwischen einem Haushalt mit unter- und einem Haushalt mit überdurchschnittlichem Einkommen.
Das Geschlecht hat demnach einen genauso großen Einfluss auf den persönlichen CO2-Fußabdruck wie das Haushaltseinkommen!
24.05.2025
Die beiden Wissenschaftlerinnen erklären, ein Teil der „Gender Emissions Gap“ lasse sich auf sozioökonomische Faktoren zurückführen. So haben Männer im Schnitt ein höheres Einkommen, weshalb sie statistisch gesehen auch mehr Treibhausgase emittieren; außerdem gebe es beim Ernährungsverhalten biologische Unterschiede.
„Männer konsumieren mehr emissionsintensive Güter“
Doch allein dadurch lasse sich die große Differenz bei den CO2-Emissionen nicht erklären: Rechne man nämlich die sozioökonomischen, biologischen und auch gesellschaftlichen Unterschiede heraus, bleiben Differenzen von 9,5 % bei der Mobilität und 6,5 % bei der Ernährung. Daher würden die Studienergebnisse darauf hindeuten, „dass die verbleibende Ungleichheit wahrscheinlich auf systematische Unterschiede in den Konsumgewohnheiten zurückzuführen ist, vor allem auf den höheren Konsum emissionsintensiver Güter durch Männer“. Das heißt im Klartext: auf das vermehrte Autofahren und den häufigeren Verzehr von rotem Fleisch, zwei starke Emissionstreiber.
Quelle (siehe Link-Liste): Ondine Berland & Marion Leroutier